BOAG - Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung
Dramolette des Alltags: «'Essen ist fertig!' - Drama in einem Akt»
von Holger Wyrwa
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Die Personen:

Annette
Kevin, ihr sechzehnjähriger Sohn
Paula, Kevins siebzehnjährige Freundin
Klaus, Annettes Mann


Kevin und Paula kommen in die Küche und setzen sich zu Klaus an den Eßtisch. Annette füllt die Teller auf.


Annette zu Paula: Möchtest Du Rotkohl?
Paula schüttelt den Kopf: Rotkohl mag ich nicht!
Annette zu Kevin: Wieviel möchtest Du?
Kevin: Ich mag auch keinen Rotkohl!
Annette: Aber Du ißt doch sonst immer Rotkohl!
Kevin zuckt mit den Schultern: Ein bißchen!
Annette zu Paula: Wie war das Vorstellungsgespräch, Paula?
Paula kichert und zieht die Nase hoch: Hat nicht geklappt!
Annette: Warum nicht?
Paula: Ich kann morgens nicht. Da bin ich doch in der Schule!
Annette zu Kevin: Wäre das nicht auch was für Dich, mal nebenher was zu verdienen?
Kevin entrüstet: Mach ich nicht!
Annette zu Paula: Hast Du schon einmal einen Nebenjob gehabt?
Paula: Ja!
Annette: Wo denn?
Paula: Bei der WAZ!
Sie kichert
Paula: Meine Freundin hat die Zeitungen einfach weggeschmissen, als sie keine Lust mehr hatte!
Kevin nickt: Martin und ich haben auch noch 'nen ganzes Paket im Keller!
Annette zu Kevin: Du mußt Dich noch beim Tierheim melden! Wegen der Sozialstunden!
Kevin: Da muß ich ja Hunde ausführen. Ich mag keine Hunde!
Paula zieht die Nase hoch: Da muß man auch Scheiße und Dreck wegmachen!
Annette: Du hättest vielleicht auch woanders arbeiten können. Vielleicht in einer Behindertenwerkstatt. Du hättest Dich nur darum kümmern müssen! Möchte noch jemand Kartoffeln?
Kevin: In 'ner Behindertenwerkstatt. Das wär sicher lustig geworden!
Klaus schüttelt den Kopf
Kevin: Wenn die mich da überreizen, gehe ich nicht mehr dahin!
Annette bittend: Kevin, das kannst Du Dir nicht erlauben! Wenn Du mit den Leuten vom Tierheim anständig redest, reden die auch mit Dir anständig!
Kevin: Ja klar. Wie der Rektor in der Schule!
Kleine Pause
Kevin: Die sollen bloß aufpassen!
Kleine Pause
Kevin: Was sind denn das für Flecken hier auf dem Platzdeckchen? Hat Klaus hier vielleicht seine, seine Punkte verstreut. Hattet ihr hier etwa Seniorensex?
Klaus will etwas sagen
Annette zu Klaus: Wo hast Du denn Deinen Humor gelassen?
Klaus blickt bestürzt auf seinen Teller, dann wütend: Laß mich einfach nur in Ruhe!
Annette zu Klaus: Ich laß Dich aber nicht in Ruhe!
Kevin: Ich bin pappsatt! Wird ja wohl keiner sagen, daß ich nicht richtig gegessen habe. Hat lecker geschmeckt!
Kevin steht auf, geht um den Tisch herum und legt Annette die Hand auf die Schulter: Mama, kannst Du mir mal 10 Euro leihen!
Annette: Ich bekomme noch 20 Euro von Dir!
Kevin: Ja, ich weiß! Aber ich brauche das Geld für den Flohmarkt. Da krieg ich vom Björn noch 10 Euro. Dann geb' ich Dir nachher das Geld zurück!
Annette: Das verstehe ich nicht!
Kevin intensiv: Mama, Du kriegst nachher das Geld!
Annette: In Ordnung!
Annette gibt Kevin das Geld. Kevin und Paula verlassen die Küche. Annette und Klaus bleiben zurück.



Erstellt: 28. November 2002 – letzte Überarbeitung: 28. November 2002
Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung.
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