BOAG - Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung
«Ein sozialer Raum» [1] Kenneth J. Gergen beschreibt in seinen vielen Veröffentlichungen (etwa in «The Social Construction of the Person», 1985; «The saturated Self», 1991; «Realities and Relationships», 1994), wie unsere soziale Wirklichkeit von einem Netzwerk von Beziehungen bestimmt wird. Und entscheidend für unsere Identitätskonstruktion seien - so Gergen - die verschiedenen Knotenpunkte dieses Netzwerkes innerhalb eines sozialen Raumes. Dieser Text ist der Versuch der Beschreibung eines sozialen Raumes, eines Netzwerkes von Beziehungen in einer mittelgroßen Stadt des Ruhrgebietes. Stand: 1. Januar 2004, 12 Uhr mittags.
von Lisa Blausonne
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[...] freilich ist das etwas,
das man leider vom ganzen Leben sagen könnte,
das viel Erregung und wenig Sinn hat, [...] [2] Referenzausgabe: Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften. Herausgegeben von Adolf Frisé. Neue durchgesehene und verbesserte Ausgabe 1978. Reinbeck bei Hamburg: Rowohlt. Kapitel 63, Seite 266.
(Robert Musil)

[...]
Maria wohnt mit Gaby zusammen.
Maria war früher mit Dieter zusammen.
Dieter war mit Susanne befreundet und hat diese Freundschaft beendet, da Susanne nun mit Maria befreundet ist.
Susanne zieht bei Maria ein, nachdem sie die Beziehung zu Franz beendet hat.
Franz kennt Wolfgang und die Schwester Marias.
Gaby war mit Wolfgang zusammen.
Frank war mit Tina verheiratet.
Gaby ist jetzt mit Frank zusammen.
Wolfgang hat ein Auge auf Susanne geworfen.
Dieter war mit Frank befreundet, ist es seit der Scheidung von Frank und Tina aber nicht mehr.
Dieter betritt Marias Wohnung nicht mehr, da Frank dort Gaby besuchte.
Peter ist ein Freund Dieters, Franks, Ulrichs, Annas und Susannes.
Anna ist mit Susanne, Ulrich und Peter befreundet.
Anna war mit Dieter zusammen, in der Zeit, als Anna und Susanne zusammengewohnt haben.
Susanne war mit Manfred zusammen.
Manfred war ein Freund Dieters, er ist es aber nicht mehr, seit eines gemeinsamen Urlaubs mit Maria und Susanne.
Manfred ist mit dem Sohn von Ulrich befreundet.
Ulrich ist mit Susanne, Anna und Peter befreundet.
Jonas ist mit Dieter befreundet.
Jonas hat ein Auge auf Susanne geworfen und daher mit seiner Freundin Silke gebrochen. Dieter kann Silke nicht leiden.
Dieter ist mit Axel befreundet.
Axel war mit Maria befreundet.
[...]



Kommentare


21. April 2004

Liebe Lisa,
letztens sah ich mir - zusammen mit meiner Grippe im Bett - «Manhattan» von Woody Allen an. Ich gebe zu, Amerika ist alles andere als interessant und Diane Keaton wirkt schon schwer 80er-Jahre-mäßig, aber Woody Allen bleibt. Und wie man an deinem Text «Ein sozialer Raum» sieht, ist dieser Film auch 20 Jahre später noch aktuell. Denn was Woody Allen ‹Szenen einer Großstadt› nennt, findet sich in deinen Beziehungsknoten-Beschreibungen des Ruhrgebiets wieder. Verstrickungen, Verwirrungen, Verirrungen scheinen sich immer und überall zu wiederholen. Warum spannen Menschen ihre Netze aus und verheddern sich anschließend darin? Aus lauter Langeweile? Oder weil man vor dem flüchtet, was man stattdessen machen könnte- oder sollte?
Woody Allen gibt ganz beiläufig seine Erklärung dazu ab, in einer der letzten Szenen, in der er recht verstört auf seiner Couch liegt und seine Erlebnisse auf ein Band diktiert: «Idee für eine Kurzgeschichte über Menschen in Manhattan, die ständig, aber völlig unnötig, neurotische Probleme für sich aufbauen, die sie davon abhalten, sich mit den wesentlichen, schwer lösbaren, bedrohlichen Problemen des Universums auseinanderzusetzen.»
Schöne Grüße aus einer anderen Großstadt,
Frieda.



Erstellt: 5. Januar 2004 - letzte Überarbeitung: 20. April 2004
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