BOAG - Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung
«Das pädagogische Gewissen - Stimmen (18):
Im Verhältnis» von nele
Als PDF-Datei laden

«Die Mutter ist der Genius des Kindes.»
(Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 1770-1831)

Meinem Sohn geht es nicht gut.
Mir ist schlecht. Ich habe Bauchschmerzen.
Er wird in seiner Klasse gemobbt.
Hier kann mich eh keiner leiden.
Er ist auch nicht gerade ein Engel. Aber dass keiner etwas mit ihm zu tun haben will - das hat doch niemand verdient, oder?
Ich werde ständig beleidigt, obwohl ich nichts gemacht habe.
Ich muss mir das jeden Tag anhören.
Wenn die anderen mich beleidigen, beleidige ich zurück.
Ich sag zu ihm, er soll sich wehren.
Selber schuld, wenn sie anfangen.
Die Lehrer machen nichts.
Meine Lehrer machen nichts. Und außerdem bin ich keine Petze.
Der will ja auch nicht als Petze da stehen. Da wird er noch mehr beleidigt.
Zu Hause geht’s mir gut und die in der Schule, die könn' mich alle mal.
Ich muss mir das jeden Tag anhören.
Die einzige, die mir glaubt, ist meine Mutter.
Der lügt mich nicht an. Der zeigt mir auch jede 5 und 6, die er schreibt.
Die sagt, ich soll mich wehren.
Aber wenn er zurückbeleidigt, kriegt er dann den Ärger.
Ich krieg immer Ärger, obwohl die anderen angefangen haben.
Er muss lernen, das einfach zu ignorieren.
Die könn' mich alle mal.
Der will schon gar nicht mehr in die Schule gehen.
Ich hab' keinen Bock auf Schule.
Ich kann ihn wirklich verstehen. Jeden Tag das Gleiche.
Die Lehrer sind unfair, die machen nichts.
Die Lehrer müssen was unternehmen, die müssen doch mal mit den Schülern reden.
Die andern schauen mich immer so böse an.
Der ist ja auch kein Engel, sag ich immer.
Die denken schlecht über mich. Das will ich nicht.
In der Klasse hat er ja auch keine Freunde. Da ist niemand.
Meine Lehrer können mich auch nicht leiden.
Das muss doch mal eine Konsequenz haben.
Schule ist mir egal.
Der hat auch seine Fehler. Und wenn er Mist baut, muss er sich auch entschuldigen.
Ich hab' kein' Bock mich zu entschuldigen.
Da muss er dann durch.
Dann soll'n die mich nicht so angucken.
Die sind eh alle blöd.
Der hat Angst, dass sie sich über ihn lustig machen.
Zu Hause ist es viel schöner.
Die sollen ihn doch einfach ganz normal behandeln.
Da kann ich Computer spielen und fernsehen.
Zu Hause gibt’s ja auch keine Probleme.
Zu Hause sagt mir keiner, was ich machen soll.
Da beschäftigt er sich selbst, da wird er auch nicht beleidigt.
Da kann ich machen, was ich will.
Aber in der Schule kommt er nicht klar. Er muss ja nun mal zur Schule.
Ich will nicht mehr in die Schule, da lernt man eh nichts.
Am liebsten würde ich ihn zu Hause lassen.
Ich habe Bauchschmerzen und mir ist schlecht.
Ihm geht es ja auch nicht so gut.
Morgen geh ich nicht.



Erstellt: 10. Mai 2012 – letzte Überarbeitung: 14. Mai 2012
Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung.
Alle Rechte vorbehalten.
Bitte senden Sie weitere Kommentare zu diesem Text per E-Mail
an unseren Sachbearbeiter Dr. Artus P. Feldmann.