BOAG - Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung
«Ausflugsmöglichkeiten»
von Albertine Devilder
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Stella: The world is what you make of it.
Paden: I'll drink to that.
(Silverado, 1985)

Obwohl es erst ganz früh im Jahr war, hatte die Sonne schon eine erstaunliche Kraft. Sie schien hell und grell, weiß und beißend. Ein kühler Wind wehte von Süden her und berührte ihre verschwitzten Gesichter. Ihr Blick reichte auf der einen Seite weit hinüber bis zur nächsten Insel, auf der anderen Seite sahen sie nur das Meer, das sich am Horizont mit dem wolkenlosen Himmel in einem sanften blaugrauen Nebel verlor.

Sie waren ganz allein auf dem Gipfel und standen neben einem arg auseinandergefallenen Steinhaufen, der wohl vor langer Zeit mal den höchsten Punkt der Insel markieren sollte. Sie konnten sich nicht entschließen, sich zu setzen. Immer wieder gingen sie umher und blickten weit über die Insel und das Meer. Sie waren überwältigt, ja ehrfürchtig. Daß das Ziel ihres Ausfluges einen so nachhaltigen Eindruck auf sie machen würde, hatten sie nicht erwartet.

Sie blickten auf den Weg zurück, den sie hier herauf genommen hatten, doch war dieser hinter vielen kleinen Hügeln verschwunden. Aber den fernen Ort am Meer, in dem sie in einer kleinen Pension wohnten, den konnten sie sehen, obwohl ihr Blick auf die Küstenlinie der Insel meistens von kleinen oder größeren Vorgebirgen verdeckt war.

Sie hatten am Morgen erst ziemlich spät ihre Pension verlassen. Die Wirtin hatte ihnen mit großzügigen Armbewegungen angedeutet, welchen Pfad sie nehmen sollten und wo der beste Einstieg sei. Als sie diesen Weg dann endlich erreicht hatten, sahen sie jedoch, daß er sehr schlecht gekennzeichnet war, die Markierungen waren uralt und verwittert, und darüber hinaus gab es nicht nur einen Weg zum höchsten Punkt der Insel, sondern derer tausend. Überall kreuzten kleine Ziegenpfade den Hauptweg, liefen parallel zu ihm und verließen ihn nur, um sich nach einiger Zeit wieder mit ihm zu vereinigen. Aber sie waren guter Dinge, sie waren jung, sie hatten sich seit Wochen auf diesen Urlaub und insbesondere auf diese Wanderung gefreut – und sie liebten sich.

Am Ende einer weit geschwungenen und mit abertausend Steinen übersäten Bodenwelle teilte sich wieder einmal der Weg, und sie wählten hier ganz intuitiv den rechten, etwas höher gelegenen. Dann wanderten sie ohne Eile meist aufwärts, aber manchmal auch wieder hinunter in eine kleine Senke, bis sie nach über zwei Stunden vor einem stark abfallenden Abgrund standen. Der Blick hinunter war zwar grandios, doch schien der Weg hier eine Ende zu haben. Sie suchten gemeinsam eine Weile lang nach Spuren und Markierungen, die ihnen zeigen sollten, wie und wo sie ihre Wanderung fortsetzen könnten, aber es war ihnen schnell klar, daß sie den richtigen Weg verfehlt hatten. Sie waren während der letzten Stunden auch nicht besonders aufmerksam gewesen, denn sie hatten die ganze Zeit miteinander gesprochen.

Sie schauten sich noch einmal um: Direkt vor ihnen und rechts von ihnen eine Klippe, ein Weg ins Leere, und zur linken eine wuchtige Geröllhalde, die hoch auf den Berg hinauf führte. Sie schlug vor, wieder zurückzugehen, um nach dem richtigen Weg zu suchen. Er meinte, sie würden dabei so viel Zeit verlieren, daß sie heute nicht mehr zum Gipfel kämen. Statt dessen, so sagte er, könnten sie doch auch versuchen, dieses Steinfeld hinaufzuklettern, oben würden sie dann bestimmt wieder auf den eigentlichen Weg finden. Sie zögerte, sie war damit nicht einverstanden, aber dann gingen sie gemeinsam los.

Am unteren Rand der Halde waren die Steine und Felsbrocken noch sehr klein und flach, und der Weg über die vielfältig aufgehäuften Stein- und Schotterstücke war am Anfang zwar etwas rutschig, doch recht bequem. Dann aber wurde es immer beschwerlicher, ja es entwickelte sich zu einer scheußlichen Kletterei. Denn je weiter sie hinaufkamen, desto größer und größer wurden die Felsbrocken, und desto steiler und steiler der Aufstieg. Zwischen den großen Felsbrocken öffneten sich tiefe Spalten, die sie sehr mühsam überwinden mußten. Als sie endlich am oberen Ende des Stein- und Felsenfalls ziemlich außer Atem angelangt waren, standen sie in einer großen, sandigen und über und über mit Ziegenkot bedeckten Kuhle, die sich unter einem weit vorspringenden schroffen Felsen ausbreitete. Er sagte, er wolle, bevor sie sich etwas ausruhten, lieber erst nachsehen, wie und wo sie weiter gehen könnten. Dann drehte er sich zu ihr um. Sie blieb stumm, aber sie schaute ihn an. Er sagte:
«Was ist denn, was hast Du denn?»
«Ich kann nicht mehr weiter. Du weißt doch, daß ich eine scheußliche Höhenangst habe. Meine Beine zittern. Wenn ich nur hier runter gucke, kann ich mich schon nicht mehr halten. – Ich kann nicht mehr.»
«Komm, jetzt stell Dich nicht an. Meinst Du, ich fand das schön? Das hilft jetzt alles nichts! Reiß Dich zusammen. Bis gleich.»
Sie antwortete nicht.
«Das war vielleicht ein fürchterlicher Weg. Wenn ich das gewußt hätte. Tut mir leid. Und ich dachte, es sei eine Abkürzung.»
«Deine Abkürzungen kenne ich schon!»
«Wir hätten unten wieder zurück gehen sollen.»
«Ja, vielleicht. Bestimmt sogar. Aber jetzt sind wir hier. Und den selben Weg über die Felsen zurück, nach unten? Nochmal in die Felsspalten gucken? Das geht nicht. Ausgeschlossen!»
Sie fand an der einen Seite der Ziegenkotkuhle einen buschigen Grashöcker, untersuchte ihn sorgfältig, setzte sich schließlich darauf und nahm ihren kleinen Rucksack ab. Er machte sich auf die Suche. Zum Glück fand er sofort einen deutlichen, grasigen, aber sehr steilen Ziegenpfad, der unmittelbar an der rechten Seite des großen Felsens entlang weiter empor führte. Er erkundete ihn ein kurzes Stück, kam dann wieder zurück und sagte zu ihr, daß es von jetzt an einfacher würde. Sie ruhten sich noch eine ganze Weile aus, dann folgten sie diesem Pfad und trafen tatsächlich oberhalb des großen Felsens auf einen Weg mit einer alten abgeblätterten Markierung. Und dann entdeckten sie, daß sie bereits viel näher am Gipfelpunkt der Insel waren, als sie erwartet hatten.

Und so standen sie immer noch auf dem höchsten Punkt der Insel. Sie waren allein. Niemand außer ihnen war an diesem Tag auf dem Weg zum Gipfel. Es war ganz still. Sie waren nun schon einige Male um den auseinandergefallenen Steinhaufen herum gegangen, um von allen Seiten auf ihre Insel hinabsehen zu können. Es gab nichts zu sagen. Sie waren stumm. Sie waren nur noch Augen.
Sie standen nebeneinander. Sie berührten sich nicht. Sie hielten sie sich fest umarmt. Kopf an Kopf.
Schließlich setzten sie sich auf die Seite des Gipfels, die dem in der weißen Sonne flimmernden Meer zugewandt war, und aßen und tranken etwas von dem, was sie mitgebracht hatten.

Nach einiger Zeit hörten sie ein jämmerliches und klagendes Meckern hinter sich, welches immer näher kam. Sie drehten sich erstaunt um und sahen eine kleine weiße Ziege, die direkt auf sie zu lief. Sie humpelte etwas. Nein, sie humpelte sehr stark. Als die Ziege herangekommen war, sprang sie ohne eine Verzögerung auf seinen Schoß und legte sich hin. Sie hörte auch sofort auf zu jammern und zu klagen. Sie schien zufrieden zu sein.

Er streichelte die kleine weiße Ziege, knuddelte ihre braunen Ohren und untersuchte ihre Beine. Er fühlte, daß das Kniegelenk am rechten Vorderbein viel dicker und heißer war als das andere. Danach hielt er die Ziege ruhig mit beiden Händen und schaute wieder auf's Meer. Kein Wind war mehr zu spüren. Sie blickte eine ganze Weile auf die Ziege in seinem Schoß. Dann sagte sie:
«Weißt Du eigentlich, daß ich schwanger bin?»
«Was sagst Du da? Das ist doch nicht Dein Ernst!»
«Doch!»
«Du spinnst. Was sollen wir denn mit einem Kind anfangen? Ich dachte, wir wollten erst, also Du wolltest erst…»
«Ist schon gut. Sag einfach, daß Du nicht möchtest, daß ich ein Kind von Dir bekomme. Dann ist alles gut.»
«Nein, so meine ich das nicht, ich meine nur, wer soll denn…»
«Sag nichts mehr. Das reicht. Sag nichts mehr.»
«Was hältst Du eigentlich davon, wenn wir uns ein Kind anschaffen würden?»
«Jetzt oder später?»
«Nein, im Ernst. Was hältst Du davon?»
«Hm, ok, aber nur unter drei Bedingungen: Wir suchen uns eine andere Wohnung, ich darf weiter für Dich Abkürzungen suchen – und ich darf unserer Tochter die Ohren abknautschen.»
Beide lachten und schauten sich an. Er streichelte die Ziege und verdrehte ihr beide Ohren. Es schien ihr zu gefallen.
Sie schwiegen. Nach einer ganzen Weile blickte einer von ihnen auf seine Uhr und sah, daß es schon sehr spät geworden war. Sie hatten auf der scheußlichen Geröllhalde wohl zu viel Zeit verbracht. Für den Abstieg würden sie bestimmt noch einmal mehrere Stunden benötigen. Und es würde sehr früh dunkel werden. Sie mußten sich also beeilen.

Er stellte die Ziege neben sich. Dann standen sie auf, räumten ihre Sachen zusammen, nahmen ihre Rucksäcke auf den Rücken und gingen los. Die kleine Ziege mit den braunen Ohren jammerte und klagte fürchterlich und humpelte hinter ihnen her. Er sagte: «Was sollen wir denn jetzt mit der Ziege machen? Meinst Du, wir sollten sie mit runter nehmen, damit ihr da jemand helfen kann? Sie kann wirklich kaum mehr laufen. Oder sollen wir sie hier lassen?» Sie sagte:
«Statt um ein eigenes Kind, möchtest Du Dich lieber um eine fremde Ziege kümmern? Ist es das?»
«Das wäre zu überlegen.»
«Ach, mach doch was Du willst!»
«Ist es so schlimm? Das wird aber eine Schlepperei. Wir wechseln uns ab, ok?»
«Wir gucken mal. Aber ich habe ein ganz schlechtes Gefühl, die Ziege hier oben zu lassen.»
Er bückte sich und nahm die jammernde kleine Ziege auf den Arm. Dann gingen sie eilig den Weg hinunter bis zu der Stelle, an der sie an der einen Seite des großen überhängenden Felsens heraufgeklettert waren. Sie schauten umher und stellten zu ihrer Erleichterung fest, daß der offensichtlich richtige Weg, so von oben gesehen, ganz gut daran zu erkennen war, daß er doch deutlich ausgetretener und heller erschien, als die vielen verwirrenden Ziegenpfade. Sie gingen etwas beruhigter weiter.

Nach einer ganzen Weile rutschte er in einer steinigen Senke an einer Wegbiegung auf einigen kleinen aufeinander geschichteten Steinplättchen aus, und da er die Ziege nicht fallen lassen wollte und sich nicht abstützen konnte, schlug er im Fallen mit seinem Ellenbogen gegen einen großen Stein und geriet mit seinem linken Bein gegen dessen scharfe Unterkante. Er setzte die Ziege vorsichtig ab, krempelte das Hosenbein hoch und sah, daß er arg verletzt war. Er nahm ein paar Papiertaschentücher aus dem Rucksack, preßte sie auf die Wunde, zog dann die Socke fest über diesen Verband, und stand wieder auf. Er nahm die Ziege, die während dessen ruhig und interessiert neben ihm gestanden hatte, wieder auf den Arm. Er konnte nur noch langsam weiter gehen. Er humpelte. Sie sagte:
«Warum hast Du auch die Ziege mitgenommen! Ohne die wäre das nicht passiert!»
«Du hättest sie auch mal tragen können. Dann wäre das auch nicht passiert!»
«Ich werde jetzt wieder mal eine Zeit lang die Ziege nehmen. Vielleicht auch bis unten, falls sie mir nicht zu schwer wird.»
«Ja. Ist gut.»
Sie waren schon ziemlich weit hinunter gegangen, als sie merkten, daß es ganz deutlich Abend wurde. Die Sonne war am Horizont angelangt und hinter Wolken verschwunden. Sie überlegten, ob sie eine neue Abkürzung zu ihrer Pension finden könnten und prüften ab und zu einen der Ziegenpfade, die immer wieder links von ihnen den Hang hinunter führten. Leider konnten sie aber von oben nicht erkennen, wie steil oder wie gefährlich diese Abstiege waren. Und sie wollten nicht wieder vor einem Abgrund stehen. Also gingen sie weiter. Aber es war ihnen beiden klar, daß sie nicht mehr im Hellen zu ihrer Pension zurückfinden würden. Und im Dunkeln vermutlich auch nicht.

Es war mittlerweile fast völlig dunkel geworden. Als sie aus einer der vielen Senken heraus empor stiegen, die ihnen immer wieder den Blick auf ihr Ziel verstellten, und gerade um einen großen zerklüfteten Felsbrocken herum gingen, blieben sie jäh stehen. Vor ihnen auf dem Weg stand ein Mann. Sie konnten soeben noch erkennen, daß der Mann ziemlich klein war und einen hellen langen Mantel mit einer Kappe trug, die an eine Russenmütze erinnerte. Sie überlegten sich gerade, in welcher Sprache sie ihn ansprechen und nach dem Weg fragen sollten, als der kleine Mann ruhig auf sie zu kam, ihr die Ziege aus dem Arm nahm, und ihnen mit einem Wink bedeutete, ihm zu folgen.

Sie schauten sich an. Dann gingen sie hinter ihm her. Statt sich weiter nach links zu halten, wo sie ihre Pension vermuteten, wandte sich der Mann jedoch scharf nach rechts, in die Richtung, aus der sie gerade gekommen waren. Der Weg führte um einen Felsvorsprung herum und dann weiter abwärts. Nach einem sehr steilen Stück, bei dem es ihnen in der Dunkelheit so vorkam, als seien dort irgend wann einmal Stufen in den Fels geschlagen worden, kamen sie schon nach wenigen Minuten auf eine Hochebene. Sie gingen vorsichtig und auf jeden ihrer Schritte achtend hinter dem Mann her, bis sie ganz unvermittelt vor einer Hütte standen. Der Mann öffnete eine Tür, betrat die Hütte und zündete innen eine Kerze an. Sie gingen hinein.

Da sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, konnten sie in dem mit einer einzigen Kerze erleuchteten Raum gleich alles sehen, was zu sehen war: Ein Ofen, ein Bett, auf dem jetzt die kleine Ziege saß, über dem Bett ein Brett, auf dem allerlei Sachen lagen, links vom Eingang eine geteilte Tür, deren oberes Drittel offen stand, und rechts vom Eingang eine weitere Tür, die von einem Vorhang abgeteilt wurde.

Nachdem der Mann den Mantel und die Mütze ausgezogen hatte, wandte er sich ihnen zu: Der Mann war kein Mann, sondern ein Mädchen von vielleicht elf oder zwölf Jahren. Es nahm die Kerze und zeigte ihnen hinter der geteilten Tür einen Stall mit vielleicht 20 Ziegen. Dann ging es zu der anderen Tür: Dort war eine sehr kleine Kammer mit einem Bett und einem Fenster. Das Mädchen bedeutete ihnen, daß sie dort übernachten könnten, und wandte sich wieder der kleinen Ziege zu.

Später lagen sie in der Kammer in einem kleinen, engen und viel zu kurzen Bett und hingen ihren Gedanken nach: Der Aufbruch, die Steinwege, die Geröllhalde, der Gipfel, die kleine Ziege, der Mann im Dunkeln, das Mädchen. Sie hatten zugesehen, wie sich das Mädchen um die kleine Ziege kümmerte, und deren dick gewordenes Kniegelenk erst mit kalten Umschlägen und dann mit einer stark riechenden Salbe behandelte. Das Mädchen hatte ihnen auch etwas Brot und Käse gegeben, aber von der ihnen angebotenen frisch gemolkenen Ziegenmilch wollten sie lieber nichts trinken.

Als sie vor einer Stunde die Hütte betreten hatten und sich gerade mühsam einige Floskeln in der ihnen fremden Sprache abringen wollten, da hatte das Mädchen seine beiden Zeigefinger über seinem Mund gekreuzt und den Kopf geschüttelt. Und als sie sich, bevor sie in ihre Kammer gingen, bei dem Mädchen für deren Freundlichkeit und Hilfe bedanken wollten, hatte es diese Geste nur wiederholt. Da verstanden sie: Das Mädchen war stumm.

So lagen sie in dem kleinen, engen und viel zu kurzen Bett und hingen ihren Gedanken nach über den Ausflug, auf den sie sich so gefreut hatten. Nach einer sehr langen Weile sagte sie:
«Du?»
«Hm.»
«Ich bin gar nicht schwanger. Und ich will im Moment auch überhaupt kein Kind. Ich war nur so sauer, weil wir uns an dieser blöden Geröllhalde gestritten haben und weil Du so zärtlich zu der Ziege warst.»
– Pause –
«Und ich hab' Dich da auf den Felsen angeschrien.»
– Pause –
«Du?»
«Hm.»
«Meinst Du, daß es trotzdem ein schöner Tag war?»
«Ja.»
«Du?»
«Hm.»
«Ich will im Moment gar kein Kind. Will gar nicht schwanger werden. Aber an der Geröllhalde war ich wirklich an meiner Grenze. Und oben dann, als ich gesehen habe, wie zärtlich Du zu der Ziege warst…»
– Pause –
«Wir hätten unten zurückgehen sollen, wie Du es gesagt hast. Aber – dann wären wir nicht hier.»
– Pause –
«Du?»
«Hm.»
«War das nicht ein schöner Tag?»
«Ja.»
Sie hielten sich fest im Arm. Es war ganz still. Nur ab und zu hörten sie durch den Vorhang vor ihrer kleinen Kammer, durch den Raum, in dem das Mädchen schlief, und durch die zweigeteilte Tür, die zum Stall führte, das Rascheln von Stroh. Vermutlich war da eine Ziege aufgestanden und ein wenig herumgegangen, um sich die Beine zu vertreten – und dann wieder hinzulegen.

In ihrem winzigen Zimmer war es völlig dunkel. Auch durch das Fenster über dem Bett schien nicht ein Lichtstrahl. Kein Mond. Finsternis. Aber in ihnen war es hell. Denn hinter ihren Augenlidern flirrten und funkelten Himmel, Meer und Steine.



Erstellt: 24. Februar 2003 – letzte Überarbeitung: 24. Februar 2003
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