Er war das letzte Sandkorn im Getriebe der Zeit, deren müder Fluss durch meine Kehle tropft. Für das Sprechen gab es keinen richtigen Moment, keine wahre Gelegenheit. Wie konnten wir je zu den Tagen gelangen, die uns zusammen vorwärts gehen ließen?
Statt dessen saßen wir am Rande des letzten, verdorrten Blattes einer traurigen Eiche und warteten verliebt auf den Fall. Wir lächelten ungewarnt und ungesehen, spielten auf einer verlorenen Feder mit dem Wind. Und als er auf einer kleinen Regenwolke über den Tiefen eines unbekannten Ozeans vergeblich nach Halt suchte, sehnte ich mich auf einer treffenden Speerspitze nach seinem Herz. Er saß zwischen den Dachziegeln eines einstürzenden Hauses und fiel lächelnd in eine weggewischte Träne, während ich zwischen den Zeilen eines verbrennenden Liebesbriefes verschmorte. Auf einem Staubkorn trafen wir uns wieder, beide nach der Dunkelheit spähend, um in einem Wasserfall zueinander zu finden, der sich fröhlich ins Universum ergoss.
Bei jedem Anflug von Glück hatten wir das Gefühl, dem Selbstbetrug in die Arme gefallen zu sein – und entgingen diesem durch noch größeren Betrug. Nun ließ sich nicht mehr sterben, doch wie sollte es sich bei dieser Unfähigkeit noch leben lassen?
So strebte er vor das Bild und fand sich dahinter wieder, wie er sie liebte, diese Frau ohne Worte. Er selbst blieb stumm. Sollte sie seiner gewahr werden, ohne Umkehr ging sie davon. Kaum atmen darf er, streift beständig lautlos durch ihre Künste und ist ins Schweigen vernarrt. Einem Bild ist er ergeben, weil er das Original nicht bezaubern konnte.
Nun leben wir in unserer Fremde, nah so nah.
Er war das letzte Sandkorn im Getriebe der Zeit, deren müder Fluss durch meine Kehle tropft. Für das Sprechen gab es keinen richtigen Moment, keine wahre Gelegenheit. Wie konnten wir je zu den Tagen gelangen, die uns getrennt vorwärts gehen ließen?
Erstellt: 3. Mai 2008 – letzte Überarbeitung: 5. Mai 2008
Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung.
Alle Rechte vorbehalten.
Bitte senden Sie Ihre Kommentare zu diesem Text per E-Mail
an unseren Sachbearbeiter
Dr. Artus P. Feldmann.
