BOAG - Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung
«Plausible Plotlinien: Homophonie»
von Edna Lemgo
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«Trotz der Identität und Kontinuität der institutionellen Rollen
ist man immer auf der Suche nach den Residuen der Freiheit,
dem Spielraum im manichäischen „play or get played.“»
(Daniel Eschkötter: The Wire)


‚Lemgo?’
‚Hallo Oma, ich bin's.’
‚Hallo Edna.’
‚Bleibt es beim zweiten Weihnachten, Oma?’
‚Wann haben wir denn Weihnachten?’
‚Morgen ist Heiligabend. Am ersten Weihnachten wollten ja die Olper kommen. Ist mein Vater noch krank?’
‚Dein Vater? Der hat noch Fieber. Marion hat angerufen. Die wollen ja am ersten Weihnachten kommen.’
‚Gut, dann kommen wir am zweiten. Dann hast Du beide Weihnachtstage Besuch.’
‚Ob dein Vater aber mitkommt weiß ich nicht. Sie kommt dann alleine mit Katrin. Jochen liegt noch im Bett. Der hat Fieber.’
‚Gut Oma, dann kommen wir am zweiten Weihnachten. Und wir bringen alles mit. Wie jedes Jahr.’
‚Was bringt ihr mit?’
‚Das Mittagessen Oma. Und wir backen auch einen Kuchen. Da musst du dich um nichts kümmern.’
‚Das ist schön, mein Mädchen. Und wann kommt ihr dann?’
‚Am zweiten Weihnachten Oma. Am ersten kommen die Olper.’
‚Aber Jochen ist doch krank. Marion kommt vielleicht allein, sagt sie.’
‚Das ist doch ganz nett, Oma. Das sie auch alleine kommt. Wir kommen dann am zweiten Weihnachten. Wollen wir das so machen?’
‚Ja, das machen wir so. Und soll ich Bratkartoffeln mit Spinat machen?’
‚Brauchst du nicht, Oma. Wir bringen alles mit. Machen wir doch jedes Jahr Weihnachten so. Wir bringen Mittagessen mit und auch den Kuchen zum Kaffee. Da brauchst du dich um nichts kümmern.’
‚Ach ja. Ich vergeß ja auch alles. Und wann kommt ihr dann?’
‚Am zweiten Weihnachten Oma. Morgen ist Heiligabend. Übermorgen kommen die Olper. Aber ich rufe dich vorher noch mal an.’
‚Ach ja. Ich habe aber noch einen Tortenboden da. Da könnt ich was machen.’
‚Brauchst du nicht, Oma. Weihnachten kümmern wir uns. Da brauchst Du nichts zu machen.’
‚Das ist schön, mein Mädchen. Und ihr kommt dann.’
‚Genau Oma. Am zweiten Weihnachten. Aber ich rufe vorher noch einmal an. Tschüss dann. Ich melde mich noch mal vorher.’
‚Tschüss, mein Mädchen. Und grüß Markus.’
‚Mach ich gerne. Tschüss Oma. Bis dann.’

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‚Lemgo?’
‚Hallo Oma, ich bin's.’
‚Hallo Edna.’
‚Und, rechnest Du Weihnachten mit uns?’
‚Wann haben wir denn Weihnachten?’
‚Heute ist Heiligabend. Und wir kommen ja am zweiten Weihnachten. Übermorgen.’
‚Ach ja. Mensch, ich bin ja so vergessen, glaubst du. Heute ist ja Heiligabend.’
‚Macht doch nichts, Oma. Deswegen rufe ich ja an. Kommen die Olper dann morgen am ersten Weihnachten?’
‚Weiß ich nicht. Jochen hat Fieber, sagt Marion. Die wissen nicht, ob er kann. Aber Marion kommt vielleicht allein.’
‚Hast Du mal angerufen und gefragt, wie es Jochen geht? Dann kannst du auch gleich noch mal fragen, ob sie morgen kommen.’
‚Ja, das könnte ich machen.’
‚Ruf doch mal an, Oma. Kannst du auch gleich gute Besserung wünschen.’
‚Stimmt, das kann ich machen. Das mache ich dann.’
‚Und wir kommen dann am zweiten Weihnachten. Und wir bringen alles mit, Oma.’
‚Welchen Tag haben wir denn heute? Ich weiß bald gar nichts mehr, glaubst du.’
‚Macht doch nichts, Oma. Heute ist Heiligabend und wir kommen zweite Weihnachten. Übermorgen dann.’
‚Ach ja. Das ist schön. Soll ich dann Essen machen? Bratkartoffeln mit Spinat?’
‚Nein, Oma. Brauchst du nicht. Wir bringen doch alles mit. Da brauchst du dich um nichts kümmern. Wir bringen Mittagessen mit und backen vorher noch einen Kuchen.’
‚Das ist schön. Da brauch ich mich um nichts kümmern.’
‚Genau, Oma. Und wir kommen dann so gegen elf Uhr und bringen alles mit. Wollen wir das so machen?’
‚So machen wir das. Ich freu mich.’
‚Das ist schön, Oma. Wir freuen uns auch. Bis dann, Oma.’
‚Tschüss mein Mädchen. Bis dann.’
‚Tschüss Oma.’

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‚Lemgo?’
‚Hallo Oma, ich bin's.’
‚Hallo Edna.’
‚Und, rechnest du gleich mit uns?’
‚Aber sicher rechne ich mit euch.’
‚Das ist schön, Oma. Wir bringen dann alles mit.’
‚Ihr bringt alles mit. Schön.’
‚Und, waren die Olper gestern da?’
‚Marion war da. Die war gestern da. So für zwei Stunden. Jochen hat Fieber und liegt im Bett. Der ist nicht mit.’
‚Ja schön. Dann war ja gestern jemand da. Und gleich kommen wir. Und wir haben dann alles dabei.’
‚Ist gut mein Mädchen.’
‚Wir fahren dann gleich los und sind so gegen elf Uhr da. Bis gleich dann.’
‚Bis gleich mein Mädchen.’
‚Bis gleich Oma.’

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‚Ob sie dran gedacht hat, dass wir auch den Kuchen mitbringen?’
‚Ich glaub schon. Sonst gibt's halt ein Anstandsstück Tortenboden.’
‚Sehr lecker.’
‚Das ist halt das, was sie noch kann.’
‚Auf Pudding würde ich aber wetten.’
‚Lass sie doch. Das ist das, was sie noch kann. Und das dürfen wir ihr nicht nehmen.’
‚Ist doch klar. Trotzdem nicht lecker.’
‚Darum geht's dabei wohl auch nicht.’
‚Ist doch schon kla-a-r.’

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‚Mmhh, schau mal der Pudding. Die Lederhaut sieht köstlich aus.’
‚Vielleicht vergisst sie ihn ja.’
‚Was wird das denn hier?’
‚Bratäpfel, Oma. Schälst du die Äpfel?’
‚Sind das Boskop? Die sind zum Backen am besten.’
‚Das sind Boskop, Oma. Schälst du die?’
‚Die sind zum Backen am besten. Ich kann die ja schälen. Und wofür sind die?’
‚Zum Nachtisch gibt es Bratäpfel, Oma.’
‚Dann schäle ich die mal.’
‚Und dann vierteln Oma. Und dann in die kleine Backform da.’
‚Ja, das mache ich.’
‚Ich setze dann den Reis an.’
‚Und was ist das da?’
‚Gurkensalat, Oma. Den haben wir schon zuhause vorbereitet.’
‚Was ihr euch für eine Arbeit macht. So?’
‚Genau so, Oma. Und jetzt vierteln.’
‚So? Und hier rein?’
‚Nein Oma, erst noch vierteln. Und dann da rein.’
‚Hier rein?’
‚Nein Oma, bitte erst vierteln.’
‚Dann mache ich das so.’
‚Oma warte mal. Markus, übernimmst Du mal. Das klappt gerade nicht. Machst Du das bitte.’
‚Sicher. Gerne. Lass mal Oma. Schäl Du die anderen Äpfel und ich mach mit dem hier weiter und viertel den.’
‚Die schäle ich dann auch.’
‚Schön, Oma. Und dann können die auch gleich in den Backofen, während wir essen.’

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‚Was ihr euch für eine Arbeit gemacht habt. Aber trotzdem sehr lecker.’
‚Das ist schön Oma. Und soviel Arbeit war das nicht.’
‚Ihr kocht ja immer, nicht?’
‚Eigentlich jeden Tag. Wir machen das ja gerne. Dann ist das keine Arbeit.’
‚Und Markus kocht auch?’
‚Manchmal versuche ich es, Oma.’
‚Markus kocht gut, Oma. Hat er von mir gelernt. Früher hat er gar nichts Richtiges gegessen.’
‚Das ist ja nun doch schon ein wenig länger her. Gefühlt so um die 30 Jahre.’
‚Und, was gibt es neues in Olpe, Oma?’
‚Jochen war ja nicht hier. Der hat Fieber.’
‚Aber Marion war doch gestern da, oder?’
‚Katrin hat wohl wieder einen neuen Freund. Das hat mir aber Jochen erzählt, als er zum Einkaufen hier war.’
‚Das ist doch schön. Hoffentlich wird's diesmal was.’
‚Sie ist ja auch nicht mehr die jüngste. Die ist auch schon über dreißig.’
‚Und gibt es sonst was in Olpe?’
‚Nicht das ich wüsste. Dein Vater hat sich ja so ein neues Auto gekauft. Ob das so groß sein muss, weiß ich auch nicht.’
‚Das mit den Autos ist so eine Sache, Oma. Ich verstehe es auch nicht. Aber so ist das wohl heutzutage. Ohne großes Auto geht gar nichts. Ganz schön blöd.’
‚Ich weiß ja auch nicht, ob das sein muss.’
‚Und Oma, wie schmeckt dir das Schnitzel?’
‚Schnitzel? Ich dachte das ist vegetarisch. Ihr esst doch vegetarisch.’
‚Klar essen wir vegetarisch, Oma. Das soll nur so ein Schnitzel sein. Die nennen das so, damit die Leute es kaufen. Ist aber kein Fleisch.’
‚Schmeckt trotzdem gut. Sollte man nicht meinen.’
‚Das ist schön, wenn es dir schmeckt, Oma.’

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‚Mag sie das?’
‚Klar, Oma. Ist doch saure Sahne an dem Dressing. Und Katzen mögen Sahne.’
‚Guck dir das an. Was die das vom Finger schleckt. Gibt's ja gar nicht.’
‚Katzen sind käuflich, Oma. Wenn du was hast, was sie gerne hätten, werden sie plötzlich ganz zutraulich.’
‚Jetzt guck dir das an.’

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‚Und was ist das?’
‚Das sind die Bratäpfel, Oma.’
‚Bratäpfel sind das?’
‚Ja, das sind die Bratäpfel, die du gerade geschält hast, Oma.’
‚Ach ja, die Bratäpfel.’
‚Vorsicht, ganz heiß, Oma.’
‚Oh ja, ganz heiß. Ich seh' schon.’
‚Vorsichtig pusten, Oma.’
‚Mach ich schon.’
‚Ich probier mal ein Stück. Puh, immer noch ganz heiß.’
‚Oh ja. Ganz schön heiß. Aber lecker. Das schmeckt.’
‚Aber ganz schön heiß.’
‚Aber trotzdem lecker.’
‚Ja, das schmeckt.’

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‚Was ist das denn hier? Da ist ja noch der Pudding.’
‚Macht doch nichts, Oma. Wir hatten ja die Bratäpfel. Dann hast du den Pudding noch für morgen.’
‚Ach ja, wir hatten ja die Bratäpfel. Dann habe ich den Pudding noch für morgen.’
‚Dann tu ihn aber gleich in den Kühlschrank. Sonst wird die Haut zu dick.’
‚Ich tu ihn dann gleich in den Kühlschrank.’
‚Hast du die Rätselhefte gesehen, die wir mitgebracht haben. Die sind mit großer Schrift.’
‚Das ist gut. Aber ich weiß ja kaum noch was, glaubst du.’
‚Aber das mit dem Rätseln klappt doch noch, oder? Komm, wir versuchen es mal zusammen.’
‚Zierpflanze mit fünf Buchstaben. Das geht so nicht. Da brauchen wir noch was.’
‚Hier. Englisch für Auge.’
‚Englisch für Auge. Egg, oder?’
‚Nicht ganz, Oma. Egg ist Ei. Auge ist, warte mal, auch Ei. Das ist ja lustig.’
‚Was ist lustig?’
‚Auge ist im Englischen Eye. Und du hast Egg gesagt. Das ist Englisch für Ei. Das Ei vom Huhn. Ei und Eye sind homophon. Zwei Begriffe mit phonologisch gleichem Lautbild. Beide Worte klingen gleich. Ei und Eye.’
‚Ich versteh kein Wort. Was sagt er, Edna? Was ist mit dem Ei?’
‚Ach Oma lass mal. Markus redet mal wieder mit sich selbst. Können wir das lassen?’
‚Hat fast was von Bataille. Der hatte es auch immer mit den Eiern und den Augen.’
‚Muss aber jetzt nicht sein, oder?’
‚Ist schon klar. Ist aber wirklich amüsant.’
‚Aber nicht hier mit Oma. Sonst gerne. Sollte auch klar sein.’
‚Ja-a.’

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‚Und den Kuchen habt ihr auch mitgebracht?’
‚Den haben wir heute Morgen gemacht. Bevor wir gefahren sind.’
‚Was ihr euch für eine Arbeit gemacht habt. Ist das auch Apfel?’
‚Das ist Apfelkuchen, Oma. Mit Mandeln und viel Zimt.’
‚Und Sahne. Was ihr Euch für Arbeit gemacht habt.’
‚Machen wir doch gerne, Oma. Ist doch nicht jeden Tag Weihnachten.’
‚Guck mal Oma. Hat sie das schon mal gemacht?’
‚Wer hat das schon mal gemacht?’
‚Schau mal hier, Oma. Die Katze.’
‚Das gibt es ja gar nicht. Das hat sie ja noch nie gemacht. Wie kommt die denn da hin?’
‚Katzen sind bestechlich, Oma. Für ein bisschen Sahne machen die alles.’
‚Die war noch nie bei jemandem auf dem Schoß. Die geht nur bei mir auf den Schoß, glaubst du.’
‚Ich sag's doch. Katzen sind bestechlich.’
‚Die war noch nie bei jemandem auf dem Schoß. Nur bei mir.’
‚Jetzt aber mal nicht eifersüchtig werden, Oma.’
‚Was soll ich?’
‚Und stolz, mein Tierversteher?’
‚Bin halt ein Rattenfänger. Schwupp, und schon habe ich sie für mich eingenommen. Geht auch gut beim Homo sapiens.’
‚Die war noch nie bei jemandem auf dem Schoß. Du glaubst es nicht.’

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‚Hast du das gesehen. Meine Güte. Pass bloß auf.’
‚Die fahren noch bescheuerter als sonst.’
‚Sind wahrscheinlich alle genervt und wollen nach Hause.’
‚Wäre ich auch, wenn ich Familie hätte.’
‚Heute war es doch richtig gut. Viel besser als letztes Mal beim Plätzchenbacken. Da ging gar nichts.’
‚So ist das. Heute musste sie sich ja auch um nichts kümmern. Und dann spült sie halt zwischendurch und alles ist gut.’
‚Und mit der Zeit wurde es heute immer besser. Da reicht es schon, wenn einfach nur mal jemand da ist.’
‚Das ist so ein Mist, dass sie so weit weg ist. Würde vollkommen ausreichen, alle paar Tage hin zu fahren. Einfach nur um ihr Gesellschaft zu leisten. Da muss gar nichts groß passieren. Einfach nur das mal jemand da ist.’
‚Aber das mit den Äpfeln hat sie nicht mehr hingekriegt. Das Schälen schon, aber das mit dem Vierteln ging dann gar nicht.’
‚Aber ist doch vollkommen in Ordnung. Dann macht das jemand anderes und gut ist.’
‚Und das mit dem Eye und dem Ei war gar nicht so schlecht. Schöne Anekdote.’
‚Hättest du dir aber da sparen können. Da musst du Oma da nicht verwirren. Ist überflüssig. Das reicht dann auch unter uns.’
‚Ist schon klar. Ich dachte, sie kriegt es nicht mit.’
‚Und was war jetzt mit Bataille?’

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‚Bataille müsste links oben im Regal sein. Augen und Eier sind wahrscheinlich im Obszönen Werk.’
‚Find ich nicht. Hier stehen nur andere. Das Unmögliche. Der Heilige Eros. Gille de Rais. Vorher ist Mirbeau und dann kommt ein Schwung de Sade.’
‚Müsste aber dabei sein. Soll ich selbst schauen?’
‚Doch hier ist es. War nicht richtig einsortiert. Hier.’
‚Stimmt. Da drin ist es. Hier. Die Geschichte des Auges. Da dreht sich fast alles um Eier und Augen. Habe ich lange nicht mehr reingeschaut.’
‚Und worum geht's?’
‚Stimmt. Die gute Simone. Damit hat er mir meine Sexualität ganz schön durcheinander gewirbelt. Ich werd ja fast nostalgisch.’
‚Hat sich aber wieder eingerenkt, oder? Und worum geht's jetzt?’
‚Ich blätter mal durch. So genau weiß ich es nicht mehr. Simone war so ein junges Mädchen und sie hat mit dem Jungen, der die Geschichte erzählt, so eine Vorliebe oder einen Zwang für Eier. So seltsame Spielchen mit halb ausgeschlürften Eiern. Und Eier und Augen haben so eine überlagerte Symbolik. So mystisch angehaucht. Ja hier, das passt. Ich les mal vor:«Und als ich sie fragte, woran sie bei dem Wort urinieren denken müsse, antwortete sie: Strahl, stechen, die Augen, mit einem Rasiermesser, an irgendetwas Rotes, die Sonne. Und bei Ei? An ein Kalbsauge, wegen der Farbe, und im übrigen sei das Eiweiß das Weiße des Auges, und der Dotter die Pupille. Die Form des Auges, fand sie, gleiche der des Eies. Sie fragte mich, wann wir hinausgingen, um in der Sonne mit dem Revolver Eier in der Luft zu zerschießen.» So geht das dann weiter.’
‚Toll, und was soll das? Was ist daran so mystisch?’
‚Hier, die Stelle passt: «Anderen mag das Universum anständig erscheinen. Den anständigen Leuten erscheint es anständig, weil sie kastrierte Augen haben.» Eier wahrscheinlich so als Fruchtbarkeits- oder Transformationssymbol oder so und das Auge für Schauen. Von was auch immer.’
‚Klingt mehr nach pubertärem Kram für verklemmte Jungs.’
‚Sartre und Foucault und die ganzen Franzosen stehen drauf. Für Sartre war Bataille ein Mystiker, der seine Souveränität im transzendenten Exzess findet. Steht hier so ungefähr auf dem Einband. Und ich glaube, dass die Geschichte des Auges auch irgendwie bei Buñuel weitermacht. Die Szene mit dem Rasiermesser und dem Auge im Andalusischen Hund. Hier wird einer Leiche auch gerade ein Auge herausgeschnitten. Auch in Andalusien. War mir vorher gar nicht klar. Was Simone dann mit dem Auge macht, willst du besser nicht wissen.’
‚Nee lass mal. Danke.’
‚Schöne Geschichte. Gefällt mir immer noch.’
‚Du bist ja auch immer noch in der Pubertät.’
‚Ich glaub, da bleib ich auch noch ein bisschen. Ich werd die nächsten Tage mal wieder etwas Bataille lesen. Schöne Anregung von deiner Oma.’

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‚Lemgo?’
‚Hallo Oma, ich bin's.’
‚Hallo Oma. Na, hast Du Weihnachten gut hinter dich gebracht?’
‚Ich hab was? Was soll ich denn machen?’
‚Ich wollte nur wissen, ob du den Rest vom Kuchen noch gegessen hast.’
‚Ach so den Kuchen. Ein Stück habe ich gegessen und das andere habe ich noch für morgen.’
‚Und das Schnitzel das noch übrig war?’
‚Ach das. Das habe ich auch schon gegessen. Vorhin zum Mittag. Richtig lecker glaubst du.’
‚Und das ganz ohne Fleisch, Oma. Es geht auch ohne Fleisch.’
‚Das war richtig lecker.’
‚Das ist schön, wenn es dir geschmeckt hat, Oma. Was macht denn die Katze?’
‚Die liegt auf dem Bett und pennt. Ich gehe heute auch früh schlafen. Im Fernsehen kommt ja doch nichts.’
‚Das mach auch Oma. Hattest ja über Weihnachten genug Trubel.’
‚Das stimmt. War schön, dass ihr hier wart.’
‚Wir fanden es auch schön. Ich sehe zu, dass ich bald wieder komme.’
‚Musst Du aber nicht, mein Mädchen. Du musst nicht immer wegen mir kommen.’
‚Mache ich doch gerne, Oma. Und du hast doch gerne Gesellschaft.’
‚Das stimmt. Und ich freu mich, wenn du kommst.’
‚Gut, Oma. Ich melde mich dann die Tage.’
‚Das ist schön, mein Mädchen. Und grüß Markus von mir.’
‚Das mache ich gerne. Tschüss, Oma.’
‚Tschüss mein Mädchen.’
‚Tschüss Oma. Bis dann.’



Erstellt: 29. Dezember 2012 – letzte Überarbeitung: 29. Dezember 2012
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