BOAG - Bochumer Arbeitsgruppe für Sozialen Konstruktivismus und Wirklichkeitsprüfung
«Das politische Kabarett und sein Publikum»
von Albertine Devilder & Helmut Hansen
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Einführung

Henriette Orheim hat in ihrem wunderbaren Essay ‹Ein Künstler. Ein Publikum. Ein Applaus. Kein Ausweg.› – der aufgrund seiner Luzidität und seines Intellekts gar eine Liebesbeziehung zwischen einem Künstler und einer Lebenskünstlerin stiften konnte – die Frage umkreist, was ein Künstler über ein applaudierendes oder nicht applaudierendes Publikum denken, wie ein Künstler mit allfälligem Beifall umgehen könnte, und dabei die Antwort gefunden, daß sich hier ein Dilemma offenbart:
«Akzeptiert er den Applaus, verachtet er sich selbst, da er das applaudierende Publikum verachtet, verachten muß; leidet er unter dem ausbleibenden Applaus, verachtet er sich wiederum selbst, da er sich von einem Publikum, welches er verachtet, einen Applaus wünscht. Was auch ein Künstler tun und denken mag, er bleibt allein, auf sich selbst zurückgeworfen.»
Wohlgemerkt, Henriette Orheim engt in ihrem Traktat den Begriff vom ‹Künstler› arg ein und wir möchten ihr in diesem Traktat gerne folgen, denn wir betrachten einige politische Kabarettisten, über die wir hier schreiben wollen, ebenfalls als Künstler. [1] Damit Sie wissen, von welchem Niveau wir hier reden, nennen wir Hagen Rether und Georg Schramm. Warum? Nun, Künstler sind für Henriette Orheim und uns Menschen, die eigene Werke schaffen oder die Werke anderer Künstler aufführen und zum Leben erwecken und dies auf eine besondere Art und Weise tun:
«Der Unterschied des Künstlers von den übrigen Menschen besteht darin, daß er die Dinge nicht auf ihre Nützlichkeit hin ansieht, sondern auf ihr Wesen. Er fragt nicht: was sind sie für mich, sondern: was sind sie für sich?» [2] Zitiert nach: Egon Friedell (1985): Kulturgeschichte Griechenlands, a.a.O. Seite 58.
Dies ist vielleicht der wesentlichste Punkt, insbesondere, wenn wir uns als ‹übrigen Menschen› hier einen Politiker vorstellen, der immer nur Sachen sagt, die ihm und seiner Partei nützen und seinem ‹politischen Gegner› schaden. Immer, nur, und ausschließlich.

Zur Abgrenzung: Keine Künstler sind in unseren Augen die in den Medien des finalen Kapitalismus so unvermeidlichen ‹Sonnenhüter›, die dafür sorgen, daß die Sonne über der ‹Gesellschaft des Spektakels› niemals untergeht, indem sie die «ununterbrochene Rede, die die gegenwärtige Ordnung über sich selbst hält» (Guy Debord), die Zentralrede also, den passiven und auf Lachen und Unterhaltung gebürsteten Zuschauern immer wieder vermitteln und dabei gleichzeitig aufzupassen, daß jede Form der Widerrede gegen das Diktat dieser ununterbrochenen Rede im Keim erstickt wird. [3] Damit Sie wissen, von welchem Niveau wir hier reden, nennen wir Johannes B. Kerner und Anne Will.

Keine Künstler sind in unseren Augen auch die sich in diesen Zeiten arg vermehrenden ‹Comedians›, die in ganz lustigen Comedy-Formaten des TV auftauchen und ein immer lachwilliges Publikum mit allereinfachsten und direkt ‹aus dem Leben gegriffenen› Schmierlappenzeitungsthemen weiter analphabetisieren und dabei das wichtigste, das zentrale Motto der Spätmoderne immer wieder einlösen: «Es geht um nichts mehr, außer Spaß!» [4] Damit Sie wissen, von welchem Niveau wir hier reden, nennen wir Mario Barth und Oliver Pocher.

In dieser kleinen Arbeit möchten wir nun unser Augenmerk richten auf das politische Kabarett und sein Publikum in der Spätmoderne und uns mit der Frage beschäftigen, welche Beziehung es zwischen einem Kabarettisten als Künstler und seinem Publikum geben kann. Wir haben da einige Beobachtungen gemacht, die wir Ihnen, verehrte Leserin, geneigter Leser, gerne nahe bringen möchten.


Das politische Kabarett in der Spätmoderne

Beginnen wir mit den Inhalten eines politischen Kabaretts in der Spätmoderne. Nun, diese Inhalte und Themen sind leicht zusammengefaßt: Sie widersprechen der oben erwähnten «ununterbrochene Rede, die die gegenwärtige Ordnung über sich selbst hält»! Ja, in ganz erstaunlicherweise wird etwa die Verarmung großer Teile unserer Bevölkerung skizziert, die Bildungsmisere, das Faktum also, daß in Deutschland soziale Herkunft und Schulbildung so stark korrelieren wie in keinem anderen europäischen Land, der Klimawandel, politische Korruption und so weiter. Auch werden Standardsätze und Floskeln der Zentralrede – etwa «Wachstum schafft Arbeitsplätze!» oder «Bei uns steht im Mittelpunkt der Mensch!» – aufgegriffen und ad absurdum geführt. Wir können auch sagen, daß in guten Programmen des politischen Kabaretts alle wesentlichen Probleme unserer Kultur, von denen Politiker nichts wissen wollen oder bei denen sie nur in gewohnter Weise heucheln, sich um eben diese gekümmert zu haben, vorgestellt und aufgeführt werden. Wir können auch sagen, daß die besten politischen Kabarettisten die wesentlichen Themen, die uns in der Spätmoderne bedrücken, aus den Rubriken ‹Nachrufe› und ‹Zeitansagen› des ‹Skepsis-Reservates› der BOAG abgeschrieben haben. Darüber beklagen wir uns nicht, darauf sind wir stolz.

Einem Aphorismus Ambroise Paul Toussaint Jules Valérys folgend – «Politik ist die Kunst, die Leute daran zu hindern, sich um das zu kümmern, was sie angeht.» – können wir sagen, daß das politische Kabarett immer und immer wieder – vergeblich – versucht, das Publikum dazu zu bewegen, sich um das zu kümmern, was es angeht. Und die wunderbaren politischen Kabarettisten versuchen das in einer Deutlichkeit, die großartig ist, mit einer Klarheit, die jeden Zuhörer und Zuschauer aus seinem Sitz scheuchen müßte, mit einer Stringenz, die beim Publikum zu einer sofortigen schweren Depression führen müßte – und was geschieht? Das Publikum klatscht und lacht, und manchmal johlt es auch, als wäre es Zeuge einer besonders lustigen ‹Comedy-Veranstaltung›. Wie kann das sein? Das schauen wir uns an.


Das Publikum

Sammeln wir einige Möglichkeiten, warum das Publikum sich amüsiert zeigt angesichts von Erörterungen, die es eher erschrecken sollten.

Eine Möglichkeit: Sie sind in unserer Gesellschaft des Spektakels so dumm geworden, daß sie das Gehörte weder verstehen noch einordnen können. Sie lachen, weil sie wissen, daß sie einer Sendung des ‹Bayerischen Rundfunks› oder des ‹ZDF› beiwohnen und daß es sich um ein ‹lustiges› Format handelt. Sie instrumentalisieren problemlos und gedankenlos ihre von den ‹Herren des Wörterbuchs› immer wieder angefeuerte Anspruchsunverschämtheit, sich auf jeden Fall unterhalten lassen zu wollen, egal durch was, zur Not eben auch mal durch ein politisches Kabarett, auch wenn die Witze leider nicht so leicht zu verstehen und so lachbar sind, wie bei ‹Comedy-Formaten›, in denen das Gesagte in aller Regel immer unter der Gürtellinie bleibt und deswegen als so besonders lustig empfunden wird.

Eine andere Möglichkeit wäre, daß die Menschen im Publikum aufgrund ihrer geistigen und ethischen Verwahrlosung die vom Kapital eingerichteten unterhaltenden Formate als Selbstreferenzunterbrecher dringendst benötigen und sich ihnen deswegen auch bereitwilligst, fraglos und besinnungslos hingeben. Unterhaltung dient ja der Ablenkung von allen wesentlichen geistigen und ethischen Fragen, die die Kulturinsassen in ihrem Verlorensein im finalen Kapitalismus der Spätmoderne nicht mehr stellen, ja, nicht einmal mehr strukturieren können. Es geht um nichts mehr, und ihnen fällt nichts mehr ein. So kann durch die erwünschte lustige Dauerunterhaltung etwa der berechtigte Gedanke unterdrückt werden, daß man mit dem Erwerb eines Reiheneigenheims nicht nur den üblichen Rattenfängern des Kapitals auf den Leim gegangen ist, sondern auch seine Beziehung zu einem anderen Menschen, den man vorgeblich liebt und unter pompösen Umständen geheiratet hat, buchstäblich zu zementieren wünscht, ja, diese gar einbetonieren möchte, für immer. Daß das nicht funktioniert? Lieber gar nicht dran denken. Sondern lachen.

Eine weitere Möglichkeit wäre – insbesondere, wenn wir daran denken, daß politisches Kabarett auch in konservativen und christlichen Anstalten geduldet wird –, daß das Publikum lacht, weil das von Kabarettisten Gesagte der allgemein vertretenen Zentralrede so diametral entgegengesetzt ist und so ungewöhnlich und absurd klingt, daß es zum Lachen ist. Wie, ‹Wachstum schafft keine Arbeitsplätze›? Hahaha.

Wir können uns auch vorstellen, daß die Menschen im Publikum lachen und klatschen, weil das Gesagte so völlig ihren ‹eigenen› Anschauungen widerspricht, daß es schon wieder lustig ist. Das würde aber voraussetzen, daß es Menschen mit eigenen Anschauungen gibt. Das wüßten wir aber, deswegen können wir diese Möglichkeit frohgemut streichen.

Es wäre auch möglich, daß die Menschen im Publikum lachen und klatschen, weil das Gesagte genau ihren Befürchtungen entspricht. Das wäre dann eine Art Galgenhumor. Aber – diese Variante einer Erklärung können wir ausschließen, wer sich im TV oder gar live ein politisches Kabarett ‹antut›, sieht nicht, daß der Galgen, das Ende unserer Lebensweise, nahe ist.

Eines müssen wir noch erwähnen, eines müssen wir noch los werden: Wenn die Regie einer Sendung mit einem politischen Kabarett eine Kamerafrau damit beauftragt, ab und zu lachende und amüsierte Menschen aus dem Publikum in Großaufnahme zu zeigen, dann erschrecken wir stets. Der Gegensatz, der Kontrast, zwischen der der Zentralrede widersprechenden Beschreibung unseres Gemeinwesens und dem naiv, bieder, verständnislos und unterhaltungsgeil inszenierten Gesicht des Menschen aus dem Publikum verstört uns jeweils zutiefst. Wir sehen diesen heiteren Gesichtern alles an, nur nicht, daß sie verstehen, was sie da gerade hören und daß sie einschätzen können, welche Tragweite das von ihnen nicht Gehörte hat. Das ist sehr tragisch.


‹Wahrheit› als Witz:

Wir können nun die verschiedenen Argumentationslinien zusammenführen. Auf der einen Seite werden im guten politischen Kabarett genuin ‹linke› Überlegungen vorgestellt und die üblichen Allgemeinplätze, die ‹christlichen› oder ‹liberalen› Politikerinnen aus dem Munde purzeln, bezweifelt, kritisiert, vernichtet. Und das Publikum lacht. Das ist unglaublich. Das müssen wir uns ansehen:

In der mit Allgemeinplätzen verdichteten Zentralrede wird etwa behauptet,
  • daß die derzeitige Regierung ‹Wohlstand für alle› schaffe;
  • daß die ‹Privatisierung› aller Staatsaufgaben ganz wunderbar sei, denn private Unternehmer ‹könnten ja alles besser›, da sie in die eigene Tasche wirtschafteten, und wenn jemand in die eigene Tasche wirtschafte, sei das gut für die Gesellschaft und Gemeinschaft;
  • daß es keine Bildungsmisere gebe, denn Schüler aus bildungsfernen Schichten müßten sich einfach nur auf den ‹Hosenboden setzen› und Leistungswillen zeigen;
  • daß es eigentlich keine armen Menschen in Deutschland gebe, denn wir hätten eine soziale Marktwirtschaft, in der auch den sozial und wirtschaftlich Schwächeren geholfen werde;
  • daß die sinkenden Reallöhne absolut notwendig seien, da wir alle den ‹Gürtel enger schnallen› müssten;
  • daß Steuererleichterungen für Unternehmen zu höheren Gewinnen und diese direkt zu Investitionen und diese zu Wachstum und dieses zu neuen Arbeitsplätzen führten und
  • daß schließlich jeder sehen müsse, wo er bleibt. Das sei die ‹Eigenverantwortung›.
  • Diese Hauptpunkte der spätmodernen Zentralrede ließen sich noch erheblich erweitern, aber dies ist überflüssig, die final-kapitalistische Linie der Argumentation ist klar.

    Und nun sehen wir ein politisches Kabarett, in dem jeder einzelne der oben skizzierten Punkte mit ‹linken› Argumenten zerfleddert wird, in dem jedes politische ‹Argument› dieses Genres so befeuert wird, daß es sich in Rauch auflöst – und das Publikum jubelt. Da sehen wir politische Kabarettisten, die unsere anomische, neoliberale, egozentrische Welt kritisieren – und das Publikum jubelt und fühlt nicht, daß es unter der Anomie, dem Neoliberalismus und dem Egozentrismus leidet. Da zeigen politische Kabarettisten ihren Zuhörern, daß wir in einer Gesellschaft leben, die in wirtschaftlicher, sozialer, ökologischer und ethischer Hinsicht untragbar geworden ist – und das Publikum zeigt sich überwiegend heiter, denn es ahnt nicht, was auf es zukommt

    Die herausragenden politischen Figuren von der linken Seite, die mit den Überlegungen guter politischer Kabarettisten völlig d'accord gehen, werden nun, wenn sie das, was ein Kabarettist sagt und sagen darf, in die Öffentlichkeit tragen, in beinahe jeder Zeitung, in beinahe jedem Medienformat alsbald mit Häme und Bosheiten übergossen, als Agitator und Volksverführer dargestellt, und ihre Argumente werden ins Lächerliche gezogen und vernichtet. Und es wird immer wieder vor einem Menetekel gewarnt, falls sich für diese ‹linken› Vorschläge jemals ein demokratischer Konsens ergeben sollte. Kurz, die ‹Herren des Wörterbuchs› und die eingebetteten Journalisten [5] Damit Sie wissen, von welchem Niveau wir hier reden, nennen wir Marc Beise von der Süddeutschen Zeitung. leisten hier gute Arbeit.

    Halten wir fest: Jeder Vorschlag eines Politikers von der linken Seite wird auf eben diese Art und Weise zerfleddert und vernichtet, wie es der politische Kabarettist mit den Argumenten der rechten Seite macht. Ist das nicht allerliebst? Noch einmal, weil es so schön ist: Sollte eine Vertreterin der linken Seite, etwa Sarah Wagenknecht, genau das sagen, was ein Kabarettist in einem christlichen Sender sagt, würden alle Reflexe und Mechanismen der eingebetteten Journaille sofort greifen und ihre Ansicht würde als Unsinn, Zumutung oder gar Volksverdummung hingestellt. Sagt es aber ein Kabarettist, ist es Kabarett, und es gibt nicht eine Bemerkung der Journaille dazu. Warum lassen das ZDF oder der ‹Bayerische Rundfunk›, die fest in der Hand der rechten Seite und der Christen sind, solche Kabarettprogramme, in den entsetzende und zersetzende Thesen der linken Seite vertreten werden, zu? Nun, das ist ganz einfach, weil die tiefe ‹Wahrheit› des Gesagten als Witz daher kommt und die Thesen der Kabarettisten eben so nichts zersetzen und niemanden entsetzen können. Aus den Thesen ergibt sich nichts, kein Impetus, gar nichts, außer einem mäßigen Amüsiertsein.

    Wir müssen das so verstehen: Im Ernst darf man wesentliche Dinge über all das, was in unserer Gesellschaft schief läuft, nicht äußern, dann greifen alle Mechanismen, die die ‹Herren des Wörterbuchs› etabliert haben, und der eingebettete Journalist heult im vorauseilenden Gehorsam auf. Im Spaß darf man wesentliche Dinge über all das, was in unserer Gesellschaft schief läuft, äußern, denn es ist ohne Belang, da die ‹Wahrheit› zum Witz wurde. Die ‹Wahrheit› dient der Unterhaltung, denn es ist lustig, Kabarettisten zuzuschauen, die so tun, als wären Sozialismus und Kommunismus noch nicht endgültig von der ‹Tagesordnung der Geschichte› [6] Originalton des ewigen Kanzlers. verschwunden. Und für das Publikum ist es sogar völlig unerheblich, was die politischen Kabarettisten sagen, je wahrer ihre Aussagen und Vorwürfe, desto gemütlicher lehnt sich der Reiheneigenheimbesitzer zurück und lacht, denn die unbedingte romantische Menschenfreundlichkeit, den edlen kommunitären Tiefensinn hinter dem Gesagten, den so überaus ethischen Appell an die Zuschauer, sich endlich wieder der Vision einer friedfertigen Pólis zu widmen, die sind ja nicht wirklich ernst zu nehmen. Heute muß jeder sehen, wo er bleibt. Auch ein Kabarettist, auch wenn er zum Hofnarren verkommt, auch wenn er sein Publikum mittlerweile hassen gelernt hat.

    Und dann gibt es sie doch, die raren, zauberhaften, unerklärlichen Momente, in denen ein politischer Kabarettist als Künstler Worte findet, die den Menschen im Publikum das Lachmaul stopfen. Da friert die Heiterkeit in den Gesichtern ein, da berührt die Menschen eine Ahnung vom falschen Leben und sie werden leise. Auch wenn diese Momente nicht lange währen, auch wenn die unangenehmen und bedrückenden Ahnungen ganz schnell wieder abgeschüttelt werden, der Kabarettist als Künstler hat die Menschen im Publikum einmal getroffen, er hat sie einmal in der fraglosen und überdefinierten Selbstverständlichkeit ihres Daseins verstört. Das ist ganz große Kunst! Denn wer schafft das schon!? Chapeau!



    Kommentare


    Liebe Albertine, lieber Helmut,

    die Hofnarrenfunktion des politischen Kabaretts ist ein spannendes Thema. Hier einige kleine Stichworte zur Psychologie des Publikums:
  • Selbstwerterhebung («Wusst’ ich’s doch!»);
  • Gemeinschaftsgesinnung & Abgrenzung («Ach, meine kleine feine Minderheit!»);
  • Stellvertreterfunktion («Der spricht aus, was ich öffentlich nicht laut sagen darf!») und
  • Ambiguitätsentladung, wie ich es mal vorläufig nennen möchte: Ein Wiehern als Ventil für die alltäglich auszuhaltenden Widersprüche in der ausdifferenzierten Gesellschaft.
  • Das psychodynamische Ergebnis: Eben jenes selbstzufriedene, apathische Publikum des Spektakels. Und genau richtig sagt ihr: Befreit von jedem Impetus. So ist es! Und den Unterschied zum Fußball- oder Talkshowfan gibt es nicht.

    Wie fragt Hagen Rether sein schenkelklopfendes Publikum, wenn er uns gerade mal wieder darauf aufmerksam gemacht hat, dass wir das Problem sind, und nicht die anderen? «Und das finden Sie lustig?»

    Zum Schluß noch eine Leseempfehlung zur Psychologie des Humors & der Komiker: Eric Idle ‹Road to Mars›. Ja, der alte Monty-Python-Held schickt einen Roboter auf die Mission, die evolutionäre Bedeutung des menschlichen Humors zu ergründen.

    Grüße von Bethchen B.



    Erstellt: 1. November 2009 – letzte Überarbeitung: 7. November 2009
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